Wenn es eng wird in der Wirbelsäule

Ein Einklemmen der Nerven im Spinalkanal kann zu den unterschiedlichsten Beschwerden führen

Wird im Wirbelkanal ein Nerv abgedrückt, können sehr vielfältige Beschwerden entstehen. Die meisten Betroffenen leiden unter Schmerzen in Rücken und Beinen, aber auch Errektionsstörungen, Wadenkrämpfe oder Inkontinenz können die Folge sein.
Im Inneren der Wirbelsäule verläuft der sogenannte Spinalkanal. Er bildet aus Knochen und Bändern einen Schutzmantel für unzählige Nervenstränge sowie das empfindliche Rückenmark. Kommt es dort zu einer Verengung – oft passiert das im Lendenbereich – können sehr schmerzhafte Beschwerden am Bewegungsapparat auftreten, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen.
Die Ursache einer solchen Verengung, im Volksmund ist sie als Schaufensterkrankheit bekannt, sind meist Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule. „Oft sind alte Menschen davon betroffen, bei denen verrutschte Bandscheiben, verdickte Bänder oder auch knöcherne Ablagerungen die Nerven im Wirbelkanal einklemmen”, erklärt die Orthopädin Dr. Renate Döbber, die sich mit ihren Facharztpraxen in Blankenese und Uetersen auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert hat.
Typische Symptome der Schaufensterkrankheit sind schnelle Ermüdung und Rückenschmerzen, die vor allem bei aufrechter Körperhaltung bis hinunter in die Beine ziehen. „Deshalb können viele Betroffene auch nur kurze Strecken laufen, weil die Schmerzen beim Gehen stärker werden“, weiß die Expertin.
Gerade von Senioren würden die Symptome einer Wirbelkanalsverengung allerdings häufig als Altersschwäche fehlgedeutet. Deshalb gingen viele trotz typischer Begleiterscheinungen, etwa Kraftlosigkeit in den Beinen, gar nicht erst zum Arzt. „Dabei sind solche Alterungserscheinungen durchaus behandelbar“, erläutert die Orthopädin. „Schon kleine Eingriffe wie CT-gesteuerte Spritzen können die Lebensqualität der Betroffenen oft deutlich verbessern.“
In seltenen Fällen geht die Verengung im Rückenmarkskanal auch mit vermeintlich untypischen Symptomen einher. „Manchen bereitet der Rücken keinerlei Probleme, dafür leiden sie unter stillen Qualen wie Errektionsstörungen oder Inkontinenz“, so Döbber. Andere wiederum versuchten vergebens, ihre Wadenkrämpfe mit Magnesium zu therapieren: „Findet ein Arzt aus einem anderen Fachgebiet, etwa Urologie oder Gefäßmedizin, für solche Symptome keinen krankhaften Befund, sollten Betroffene in Betracht ziehen, ihre Wirbelsäule untersuchen zu lassen.”

Welt am Sonntag, 07.09.2014

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