Ursachen bekämpfen statt Schmerzen betäuben

Bei chronischen Rückenschmerzen zum Spezialisten

Eine ungeschickte Bewegung und der Schmerz schießt durch Mark und Bein: Rund 70 Prozent aller Deutschen klagen über chronische Rückenschmerzen, etwa 100.000 Patienten lassen sich jährlich an der Bandscheibe operieren.

Rückenbeschwerden sind unangenehm und beeinträchtigen die Lebensqualität, daran besteht kein Zweifel. Durch ein breites Behandlungsspektrum der modernen Medizin gibt es jedoch auf Seiten der Betroffenen häufig Unklarheiten hinsichtlich einer adäquaten Therapie. „Rückenbeschwerden gehören in die Hände eines erfahrenen Facharztes, der in der Behandlung von Rückenerkrankungen ausgebildet worden ist“, betont Dr. Renate Döbber, die als niedergelassene Fachärztin eine orthopädische Praxis in Blankenese betreibt.
Die Verordnung von Medikamentencocktails aus Psychopharmaka und Schmerzmitteln bis hin zu Opiaten sei ausgesprochen kritisch zu bewerten, ergänzt die Orthopädin. „Eine rein medikamentöse Schmerztherapie sollte wirklich nur dann zum Einsatz kommen, wenn sich die Schmerzursache durch andere Therapieansätze nicht mehr beheben lässt“, erklärt die Wirbelsäulen-Spezialistin. Denn die bei Rückenschmerzen häufig verschriebenen „nichtsteroidalen Antirheumatika“ (NSAR) zeigten häufig unerwünschte Wechselwirkungen mit Herz- und Blutdrucktabletten und seien zudem oft nierenschädlich, betont Dr. Döbber.
Um den Schmerz nicht nur zu betäuben, sondern seine Ursache langfristig zu beheben, bedarf es einer fachärztlichen Diagnostik, die in der Regel ohne „Painkiller“ auskommt.
Die besten Resultate erziele, so Dr. Döbber, nach wie vor eine ursachenorientierte orthopädische Therapie, die aus einer Vielzahl an bewährten Methoden wie beispielsweise Chirotherapie, Akupunktur, die gezielte lokale Injektionen von entzündungshemmenden Medikamenten und nicht zuletzt einer Stärkung der Muskulatur schöpft.

veröffentlicht in der Welt am Sonntag vom 15./17. November 2013